Wenn es an Ostern dunkel bleibt

Ich bin erstanden und bin immer bei dir. Halleluja. Du hast deine Hand auf mich gelegt. Halleluja. Wie wunderbar ist für mich dieses Wissen. Halleluja. (Psalm 139,18.5-6)
Es war Ostermorgen, aber wir waren nicht gut drauf. Alles hatten wir mitgemacht. Asche aufs Haupt und 40 Tage ohne. Palmzweige in der Hand und Füße in der Wanne. Und vorgestern das schwärzeste Schwarz, das wir ablegen wollten wie alle Jahre, um einzutauchen in strahlendes Licht. Doch was wir von der Osterkerze mitnahmen, war ein glimmender Docht. Zum Leben zu wenig. Zum Sterben zu viel. Und es ward Abend und es ward Morgen. Ostermontag.
Dienstag. Mittwoch. Donnerstag. Es blieb dunkel. Es wurde Sommer und Herbst, die Jahre vergingen. Als wir starben, waren wir immer noch voller Erwartung, fragten nach dem Auferstandenen, nach dem Licht, nach der Beruhigung unserer Fragen. Wo bist du, österlicher Herr, wo? Dein Weiß, dein strahlendes Weiß, wir hatten mit Halleluja gerechnet. Wo? Wann?
Da erkannten wir. Nicht nichts, aber auch nicht alles. Wir spürten: die Hand, die immer schon auf uns gelegt war. Die Führung im Dunkeln. Die Treue während der Nacht. Es gibt einen Ostermorgen, an dem es nicht Tag wird. Es gibt ein Halleluja, das du nicht singen musst.