Ich will frei sein

Ich, der ich um des Herrn willen im Gefängnis bin, ermahne euch, ein Leben zu führen, das des Rufes würdig ist, der an euch erging.
(Epheser 4,1)
Nein, schreibt Dietrich Bonhoeffer im Gefängnis, das Christentum ist keine Erlösungsreligion, keine letzte Ausflucht ins Ewige. Hier geblieben. Was aber hieße dann Erlösung? Es wäre uns schon recht, wenn uns einer einfach huckepack aus dem Elend hinaustrüge ins Reich, wo Milch und Honig fließt. Man müsste die Wirklichkeit abschaffen, sie ist lästig. Das wäre ein Fest. Man müsste abhauen, lieber heute als morgen. Alles liegen und stehen lassen und weggehen dürfen.
Und wenn die Türe plötzlich offen stehen würde, ich weiß noch gar nicht, was mir lieber wäre. Erlösung als Lösung von allen, die ich liebe? Es sind doch nicht nur Ketten, die uns hierzulande binden. Wir sind daheim im Jammertal, wir haben Freunde und Verwandte, auch unter denen, die uns knechten. Es ist unsere Geschichte, unser Land, unser Leben, wo wir seufzen und mit den Ketten rasseln. Ich glaube nicht, dass ich ausreisen möchte. Ich möchte frei sein.