Von Wegen

Als sie auf ihrem Weg weiterzogen, redete ein Mann Jesus an und sagte: Ich will dir folgen, wohin du auch gehst. Jesus antwortete ihm: Die Füchse haben ihre Höhlen und die Vögel ihre Nester; der Menschensohn aber hat keinen Ort, wo er sein Haupt hinlegen kann. (Lukas 9,57-58)
Kein Weg fragt dich, ob du ihn gehen willst. Er ist da. Und Spurenelemente erzählen dir von deinen Vorfahren. Gelegentlich am Rande ein Skelett, und du erschrickst. Dann eine Kreuzung, keiner weiß Bescheid. Du bückst dich, um den Weg zu fragen, wie ein Spürhund. Und jahrelang bist du dir ziemlich sicher. Er narrt dich nicht, er ist nur da, doch kann es sein, du hast ihn längst verlassen. Dann langes Irren, Umkehr, Heimweg, und wenn du Glück hast, liegt er vor dir, freundlich.
Bezeichnete Wege wirst du finden, gute und böse, und nicht einmal dies wirst du genau bestimmen können. Du wirst viele von ihnen gehen müssen, mehr als dir lieb sind. Und nachträglich, in Stunden der Orientierung, wirst du nur sagen können: da und da bin ich gegangen, und ich bin nicht der Schöpfer, dass ich sagen könnte, es sei alles sehr gut geworden.
Ich bin ein Sucher
Eines Weges
Der breiter ist
Als ich.
Günter Kunert
Man kann den Weg nicht beschreiben, ohne von den Wandlungen zu erzählen. Also gehen wir, hoffend, dass Du der Weg bist. Deinen Krümmungen und Widersprüchen folgend, bleiben wir auf der Strecke. Das ist noch lange hin.