Atemholen Nr. 617
30. September 2018

Für viele Menschen liegt auf der "Glaubensfrage" immer ein gewisser Druck. Trotz allem, was die Kirchen von Gnade reden, es muss doch etwas getan werden. Was auch immer, doch irgendetwas. Wie kann man denn glauben, ohne zu denken? Das ist für mich ein sympathischer Gedanke, denn das Denken wird von manchen "Gläubigen" sehr vernachlässigt. Und gewiss ist gerade der christliche Glaube ein denkender Glaube. Man lese die Briefe des Paulus und merkt bald, dass er ein intellektueller Theologe von Weltrang war. Dennoch rate ich zur Vorsicht, denn wenn wir das Denken als Zugangsform zum Glauben verstehen, also als Türöffner zum Glauben und so zu Gott, geraten wir in eine Sackgasse. "Die guten Werke helfen nicht", heißt es in einem alten Glaubenslied. Das gilt auch für das "gute Werk" eines klugen und engagierten Denkens. Das Denken macht die Tür zu Gott nicht auf.
Bevor die Füße einschlafen: Aufforderung zum Tanz. Falls die Glaubenskunst nur in angemessener Haltung besteht, wird sie zum Fossil, zur bemerkenswerten Plastik.