Atemholen Nr. 624
25. Dezember 2018

Wie nennen wir den Tag, mit dem diese Woche begann? Ist es der Totensonntag oder der Ewigkeitssonntag? Ich stimme für den zweiten Namen. Doch es wird Leser geben, die meinen und meiner Freunde Glauben nicht teilen. Ich grüße sie herzlich! Vielleicht möchten sie die Frage nach dem Sterben und dem Tod lieber vertagen? Ich sage das nicht ironisch, sondern ganz sachlich. Warum sich sorgen und das Gemüt krank machen, obwohl der Tod doch noch so weit entfernt ist? Vorsicht, er kann um die nächste Ecke kommen. Und er ist kein Freund, sondern ein Feind des Lebens. Man kann es ja auch wie jener amerikanische Spaßmacher halten, der meinte: „Ich habe keine Angst vor dem Sterben, wenn ich nicht dabei sein muss?“ Gut gelacht, doch das Lachen gefriert einem im Gesicht. Jeder wird ganz persönlich dabei sein, wenn er stirbt. Da ist mir das alte Gebet aus den Psalmen, dem Gebetbuch Israels und dann auch der Christenheit lieber, weil es so ehrlich ist. „Lehre uns bedenken, dass wir sterben müssen, auf dass wir klug werden.“ (Psalm 90,12) Ich übersetze hier gerne frei: „…auf dass wir vernünftig, realistisch, ehrlich, pragmatisch werden.“ Wer begreift, dass sein Leben auf dieser Erde endlich ist, begrenzt, nicht unendlich und grenzenlos, der kann sein Leben vernünftig leben. Am allerbesten in der Beziehung zu Gott, wobei das Gebet eine große Rolle spielt.
Trost? Wir doch nicht. Keine Vertröstung, sagten wir und fegten den Trost gleich mit vom Tisch. Keinen billigen Trost, sagten wir, doch da war dann auch kein teurer. Trostlos blieben wir, und es gab nichts zu weinen, also auch nichts zu lachen.