Atemholen Nr. 628
23. Dezember 2018

Irgendwann musste er ja noch kommen. Der Jesus in Schokolade und Goldpapier. Auf einer Bahnfahrt las ich, dass beim morgendlichen Gassigehn mit seinem Hund jemand auf eine arg goldige Idee gekommen sei. Mit einem ebenfalls spazieren gehenden emeritierten Germanistik-Professor erregte man sich über den Verfall der Werte. So wurde die Idee geboren. Es soll also bald einen Schokoladen–Jesus geben. Das europaweite Recht, den Markentitel „GoldJesus“ zu führen, ist bereits eingetragen. Ebenfalls in den USA, dort mit dem einprägsamen Namen „Sweetlord.“ So gerät der Heiland der Welt zum „süßen Herrn“. Der Erfinder ist auch zu einer theologischen Begründung fähig. Er zeigt sich von der kämpferischen katholischen Theologin Uta Ranke–Heinemann inspiriert. Sie habe gesagt, die Kirche habe sich von Jesus abgewandt. Er möchte mit dem Schoko-Jesus dieser Entwertung nach Kräften widerstehen. In dem Artikel war durchaus korrekt bemerkt, dass man dem Schoko-Jesus also demnächst den Kopf abbeißen könne. So weit, so blöd.
Freut euch im Herrn zu jeder Zeit! Noch einmal sage ich: Freut euch! Denn der Herr ist nahe. (Philipper 4,4-5)