Atemholen Nr. 647
16. Juni 2019

Eine dunkle Zeit lag hinter ihr, eine lange dunkle Zeit. Wochenlang Schmerzen, wochenlang Angst, wochenlang Zweifel. Immer wieder hatte sie zu beten versucht, doch das wollte nicht gehen. Und an ihrem Bett hatte sie immer wieder die grinsende Fratze des Teufels gesehen. Hatte immer wieder dieselben hämischen Worte gehört: “Ich hab’s dir doch gleich gesagt - wenn´s ernst wird, kannst du dich auf ihn nicht verlassen. Bist halt nicht so wichtig für ihn, hast dir eingebildet, dass er dich liebt. Nun weißt du, dass es wirklich nur Einbildung war“. Andere hatten mit ihr gebetet, hatten für sie gebetet. Hatten die grinsende Fratze des Teufels für ein paar Stunden aus ihrem Zimmer und aus ihren Gedanken verbannt. Doch dann hatte er sich wieder herein geschlichen.
Am 14. April 1912 um 23.40 Uhr kollidierte die angeblich unsinkbare Titanic auf ihrer Jungfernfahrt mit einem Eisberg und sank nach zwei Stunden und vierzig Minuten in die Tiefe des eisigen Meeres. Ein herbeigeeiltes Schiff konnte noch 712 Menschen an Bord holen, 1517 Menschen wurden mit dem zuletzt rasch sinkenden Dampfer in den Tod gerissen. Zuerst hatte die Bordkapelle noch lustige Weisen gespielt, um die Passagiere bei Laune zu halten, doch dann spielte sie das berühmt gewordene geistliche Lied: „Näher mein Gott zu dir, näher zu dir“ immer wieder und wieder. Viele der Reisenden kannten den Text des in amerikanischen Kirchen bekannten Liedes, manche sangen sogar mit. Es haben sich erschütternde Szenen abgespielt. Vor einigen Jahren hat ein vielfach preisgekrönter Film an das damals die Welt erschütterndes Ereignis erinnert. Wie der furchtbare „11.9.“ in New York, als die Türme stürzten.
Leide mit mir für das Evangelium. Gott gibt dazu die Kraft.
2. Timotheus 1, 8
Mitleid, so heißt es, hilft dem Leidenden wenig. Man müsse anpacken, Wunden verbinden, man müsse versuchen, das Leid zu verringern oder -besser noch - es zu verhindern. Mitleid sei dabei eher hinderlich.