Atemholen Nr. 657
1. Dezember 2019

Als Autobahn-Vielfahrer kenne ich mich aus. Jedenfalls vom Fenster meines Wagens aus. Viele Monate musste ich über die A2 nach Hannover und wieder zurück fahren. Woche für Woche. Die Männer auf den Baustellen schufteten bei Wind und Wetter. Irgendwann waren beide Seiten wieder frei von Baustellen. Gut so, nun ist freie Bahn für alle.
Wie Unreine sind wir alle geworden, unsere ganze Gerechtigkeit ist wie ein schmutziges Kleid. Wie Laub sind wir alle verwelkt, unsere Schuld trägt uns fort wie der Wind.
(Jesaja 64,5)
Was die Adventsgestecke angeht: welkes Laub ist schön. Getrocknetes Leben ist nämlich weder tot noch unnütz. Es ist nicht mehr frisch, es ist nicht mehr vital, es wächst und tropft nicht, fault und riecht nicht, zerbricht mitunter, ist aber haltbar und verträglich. Die Geschichte meines welken Laubs ist im Advent gut aufgehoben.
Jesaja ruft zur Ordnung, zur heilsamen Ordnung Gottes. Das Bildwort vom welken Laub gehört zum Ernst der Lage. Hui, weg mit dir, weg mit dem Wind, gedenke Mensch, dass du Laub bist. Und doch ist die Bußpredigt nur wirkungsvoll, wo ich Zukunft habe. Advent: Zeit der Umkehr. Advent: Fest der Sünder. Was in mir Laub ist, war einst Grün. Was in mir welk ist, war einst frisch. Was in mir tot ist, war einst voller Hoffnung. Komm, Wind, Geist des Herrn, trag mich fort, mach mich neu. „O Erd, herfür dies Blümlein bring“, mitten im Laub, mitten im Abfall.