Atemholen Nr. 705
13. Dezember 2020

Er will in das Haus einkehren, man sieht es ihm an. Er klopft mit dem Knöchel eines Fingers seiner Hand. Ganz leise klopft er. Und er horcht, ob jemand kommt, um die Tür zu öffnen. Offenbar nicht, denn nun klopft er wieder. Etwas energischer, doch nicht laut oder gar aggressiv. Es kommt niemand, um die Tür zu öffnen. Vielleicht sind die Bewohner des Hauses gerade im Keller, oder oben unter dem Dach? Schon klopft er wieder und horcht, ob jemand seine Stimme und sein Klopfen endlich hört.
Eine müde Hand beim Versuch, die winzige Wohnung – Fensterblick frei zum Parkhaus – in eine heimelige Adventsstube zu verwandeln. Strohsterne, einst von Freunden angefertigt und liebevoll über die Jahre gerettet. Tannengrün, kein Kranz, denn das erinnert sie immer so an den Friedhof, aber doch ein Gesteck mit roter Kerze, rot muss sie sein. Und das wackelige Engelchen vom Kinderzimmer, Erinnerung an große Erwartungen. Inzwischen hat sie nichts mehr zu erwarten. Nichts. Sie will auch nichts ins Fenster hängen. Für die glotzenden Autos dekorieren? Die müde Hand fällt.