Atemholen Nr. 716
28. Februar 2021

Hier irgendwo muss es gewesen sein. Vom ewigen Leben war die Rede, von süßer Ruhuhu', von der Seele und ihrem Heimgang, von Gott usw. Hier haben wir ihn aus den Augen verloren: Gott. »Wissen Sie, Herr Pfarrer, wir gehören nicht zu denen, die dauernd in die Kirche springen, aber bei der Beerdigung vom Anton, da hat's uns schon gepackt. Und Ihre Worte am Grab, ehrlich, wir sind sonst nicht so fromm, aber das geht einem so richtig unter die Haut. Und der Anton hat's verdient; was der hat leiden müssen. Und seine Frau und die Kinder, man darf gar nicht dran denken, Herr Pfarrer. «
Wie nennen wir den Tag, mit dem diese Woche begann? Ist es der Totensonntag oder der Ewigkeitssonntag? Ich stimme für den zweiten Namen. Doch es wird Leser geben, die meinen und meiner Freunde Glauben nicht teilen. Ich grüße sie herzlich! Vielleicht möchten sie die Frage nach dem Sterben und dem Tod lieber vertagen? Ich sage das nicht ironisch, sondern ganz sachlich. Warum sich sorgen und das Gemüt krank machen, obwohl der Tod doch noch so weit entfernt ist? Vorsicht, er kann um die nächste Ecke kommen. Und er ist kein Freund, sondern ein Feind des Lebens. Man kann es ja auch wie jener amerikanische Spaßmacher halten, der meinte: „Ich habe keine Angst vor dem Sterben, wenn ich nicht dabei sein muss?“ Gut gelacht, doch das Lachen gefriert einem im Gesicht. Jeder wird ganz persönlich dabei sein, wenn er stirbt. Da ist mir das alte Gebet aus den Psalmen, dem Gebetbuch Israels und dann auch der Christenheit lieber, weil es so ehrlich ist. „Lehre uns bedenken, dass wir sterben müssen, auf dass wir klug werden.“ (Psalm 90,12) Ich übersetze hier gerne frei: „…auf dass wir vernünftig, realistisch, ehrlich, pragmatisch werden.“ Wer begreift, dass sein Leben auf dieser Erde endlich ist, begrenzt, nicht unendlich und grenzenlos, der kann sein Leben vernünftig leben. Am allerbesten in der Beziehung zu Gott, wobei das Gebet eine große Rolle spielt.