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Aussendung und Rückkehr der Jünger
Lukas 10, 1-12.17-20
Viel Zeit hat Jesus darauf verwandt, Schüler um sich zu scharen, sie in den Geheimnissen des Reiches Gottes zu unterweisen und mit ihnen geschwisterlich zu teilen und in kindlichem Vertrauen abhängig von Gott zu leben. Dabei unterscheidet sich Jesus als Lehrer entscheidend von andern jüdischen Rabbinen: War es sonst selbstverständliche Sitte in Israel, dass sich junge Männer einen Rabbi aussuchten und sich ihm anschlossen, so war es bei Jesus genau umgekehrt. Er ging auf Menschen zu und forderte sie auf, ihm als Schüler zu folgen. War es für einen jüdischen Rabbi undenkbar, Frauen als Schülerinnen zu seinen Füßen sitzen zu haben, so hat Jesus auch Jüngerinnen gehabt, die er lehrte und die ihm nachfolgten (vgl. Lukas 10,38ff).
Im Unterschied zu anderen religiösen Gemeinschaften, die in der Abgeschiedenheit ein kommunitäres Leben mit strengen Regeln pflegen (wie z.B. die Essener in Qumran am Toten Meer), steht Jesus mit seinen Jüngern mitten im Leben, teilt den Alltag der Menschen und beteiligt sich an ihren Festen. Immer wieder sendet Jesus seine Jünger aus in die Dörfer und Städte Palästinas, um den Menschen die Nähe des Reiches Gottes anzusagen und sie mit dessen Frieden zu grüßen. Jesus lässt dabei keinen Zweifel, dass sie nicht überall freundliche Aufnahme finden werden. Sie werden auch Ablehnung erfahren - und auf diese Weise am Schicksal ihres Meisters teilhaben.
Doch bei der Rückkehr der Zweiundsiebzig herrscht großer Jubel und eitel Freude, als wäre der Besuchsdienst in den Dörfern und Städten eine einzige Erfolgsgeschichte gewesen. Besonders überwältigt sind die Jünger von der Erfahrung, dass Jesus ihnen sogar Vollmacht über Dämonen und finstere Mächte gab. Jesus dämpft die Überschwänglichkeit seiner Jünger, indem er ihre Freude auf eine verlässliche Grundlage stellt, die selbst Zeiten des Misserfolgs und Schmähungen überdauert: Freut euch aber, dass eure Namen im Himmel geschrieben sind (Vers 20).
Entscheidender als Leistung und Erfolg ist die Tatsache, dass wir für immer bei Gott gut angeschrieben sind.
Text aus: Klaus Jürgen Diehl, In 99 Tagen durch die Bibel, © Brunnen-Verlag
Mit freundlicher Genehmigung des Verfassers. Gemälde Kristina Dittert © 2011