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Das Abendmahl
Markus 14,12-25
Guter Tradition folgend hat sich Jesus mit seinen Jüngern auf den Weg nach Jerusalem gemacht, um dort mit vielen Tausenden anderer Festpilger das Passafest zu feiern. Bis in unsere Gegenwart ist Passa (bzw. Pessach) das bedeutsamste Fest im jüdischen Festkalender. Es wird gefeiert zur Erinnerung an die wunderbare Befreiung der Israeliten aus der ägyptischen Sklaverei, als das an die Türpfosten gestrichene Blut eines Lammes sie vor dem Strafgericht Gottes bewahrte. Vollzogen wurde dieses Gericht dann an den Unterdrückern (nachzulesen in 2. Mose 12).
Das geschlachtete Passalamm am Vorabend des Festes soll die Erinnerung an dieses Urdatum der Heilsgeschichte Israels lebendig halten. Auch für die Jünger ist es wichtig, das Passamahl gut vorzubereiten, zumal es in der übervölkerten Stadt nicht leicht ist, einen geeigneten Raum für die Feier zu finden. Doch Jesus hat offenbar auf geheimnisvolle Weise gut vorgesorgt. So kann das abendliche Mahl beginnen. Doch mitten in die feierliche Stimmung schockiert Jesus seine Jünger mit der Bemerkung, dass ihn einer aus der vertrauten Runde verraten werde. Niemand weist diese ungeheuerliche Aussage empört von sich. Die besorgte Rückfrage „Bin ich's?“ (Vers 19) verdeutlicht: Jeder weiß um die Abgründe seines eigenen Herzens, aus denen ein solcher Verrat kommen könnte.
Als Jesus anschließend das Brot teilt und er ebenso den Becher mit Wein wie ein Hausvater unter den Jüngern kreisen lässt, gibt er dem altvertrauten Ritus einen völlig neuen Sinn: Er selbst ist das Passalamm, das geopfert wird; es ist sein Blut, das er vergießt für viele, damit sie Befreiung erfahren. Und so wird Jesus zum Stifter eines neuen Bundes. Auch wenn Jesus in unserem Text nicht ausdrücklich befiehlt, in Zukunft das Passafest nur noch mit dieser neuen Deutung zu feiern, so hat ihn die urchristliche Gemeinde doch so verstanden (vgl. 1. Korinther 11, 23-25) - und damit zugleich eine entscheidende Trennung vom jüdischen Kult vollzogen. Mit der Feier des Abendmahls bekennt sich die christliche Gemeinde bis heute zur Heilsbedeutung des Sterbens Jesu und dazu, dass in seinem Blut die Grundlage für den neuen Bund Gottes mit den Menschen (nicht nur jüdischen!) gelegt wurde.
Text aus: Klaus Jürgen Diehl, In 99 Tagen durch die Bibel, © Brunnen-Verlag
Mit freundlicher Genehmigung des Verfassers. Gemälde Kristina Dittert © 2011