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Die Botschaft von Gottes neuem Reich
2. Abschnitt
„Jesu Wirken kreist um einen faszinierenden Begriff. Auf ihn ist alles bezogen, und von ihm strahlt alles aus. Die Mitte ist das Reich Gottes.“
Mit diesen Worten charakterisiert der Neutestamentler Leonhard Goppelt auf eine knappe, präzise Weise die Mitte dessen, was Jesus sagte und tat. Es geht beim Reich Gottes nicht um etwas Himmlisch-Jenseitiges, auch nicht um eine Frage der „Weltanschauung“, sondern um den lebendigen Gott selbst. Reich Gottes meint das alles umfassende Handeln Gottes an seiner ganzen Schöpfung, seine endgültige Selbstdurchsetzung - und damit den durch keine Macht der Welt aufzuhaltenden Beweis seiner Gottheit. Wenn Jesus den Begriff Reich Gottes (bzw. Himmelreich) in den Mittelpunkt seines gesamten Wirkens stellt, so knüpft er dabei an die Tradition der jüdischen Apokalyptik an. Doch neben einer unbestreitbaren Nähe zu den Apokalyptikern gibt es in der Verkündigung Jesu doch bedeutsame Unterschiede:
1. Am kühnsten schreitet Jesus über das apokalyptische Schrifttum hinaus, indem er das Reich Gottes unlösbar mit seiner Person verbindet. Die künftige Herrschaft Gottes ist in der Person Jesu, seinen Worten und Taten bereits jetzt Wirklichkeit. So wie die Morgendämmerung die Finsternis der Nacht langsam vertreibt, so bedeutet das Kommen Jesu in die Welt den Anbruch des Reiches Gottes. Dabei wird unmissverständlich deutlich: Der ersten Dämmerung folgt das Tageslicht.
2. Im Unterschied zur sonstigen Apokalyptik ist Jesus von einer ausgesprochenen Naherwartung bestimmt. Noch innerhalb der Lebzeiten seiner Hörer erwartet Jesus den endgültigen Durchbruch des Reiches Gottes (Markus 9,1; Matthäus 24,34). Diese drängende Naherwartung gibt der Botschaft Jesu vom Reich Gottes eine deutliche Schärfe und eine unerhörte Aktualität.
3. Im Unterschied zu Johannes dem Täufer betont Jesus die Nähe des Reiches Gottes als freudiges Ereignis. Während der asketisch eingestellte Täufer das kommende Reich als drohendes Gericht auffasst, in dem die Tenne gründlich gefegt wird (vgl. Matthäus 3,7.10), verkündet Jesus im Unterschied dazu das unmittelbar bevorstehende Gottesreich als Evangelium, d. h. frohe Botschaft (vgl. Markus 1, 15). Das Kommen des Reiches Gottes ist ein Ereignis, das bei den Menschen Freude und Jubel auslösen wird. Dieser jubelnde Klang ist ein Leitmotiv der ganzen Verkündigung Jesu.
Erläuternde Texte:
Das vierfache Ackerfeld (Markus 4, 1-20)
Das Senfkorn (Markus 4, 30-34)
Der Schatz im Acker und die kostbare Perle (Matthäus 14, 44-46)
Der barmherzige Samariter (Lukas 10, 25-37)
Texte aus: Klaus Jürgen Diehl, In 99 Tagen durch die Bibel, © Brunnen-Verlag Fotos: © beermedia-Fotolia.com | © noel.moore-Fotolia.com | © adimas-Fotolia.com, © PANORAMO-Fotolia.com, © G.Light-Fotolia .com, © emmi-Fotolia.com, © Dieter Kohl, © JMB-Fotolia.com