Datenschutzeinstellungen
Berufung der ersten Jünger
Johannes 1,35-51
Längst bevor Jesus mit ca. 30 Jahren in der breiten Öffentlichkeit wirksam wird, hatte der nur um ein halbes Jahr ältere Johannes der Täufer eine breite Bußbewegung im ganzen Volk ausgelöst. Zu Tausenden strömen die Menschen zu dem strengen Asketen in die Wüste, um sich als Zeichen radikaler Umkehr zu Gott von ihm taufen zu lassen. Verständlich, dass viele annehmen, dieser Johannes müsse der versprochene Messias sein - zumindest aber eine große Prophetengestalt. Doch Johannes weist all diese Spekulationen weit von sich. Er sieht sich als Vorläufer und Wegbereiter eines anderen. Und so kommt der Augenblick, wo er bei einer Begegnung mit Jesus das Geheimnis lüftet und gegenüber seinen eigenen Jüngern erklärt: Siehe, das ist Gottes Lamm! (Vers 36). Mit dieser Bemerkung trifft Johannes exakt die Bestimmung Jesu: Gott hat ihn dazu ausersehen, wie ein Lamm, das zur Schlachtbank geführt wird, zu leiden und auf diese Weise der Welt Sünde zu tragen (vgl. Vers 29; Jesaja 53,7). Die wenigen Worte genügen, um die beiden Johannes-Jünger neugierig auf Jesus zu machen. Ohne langes Zögern schließen sie sich ihm an, allerdings noch fragend und unsicher.
Doch schon bald folgt auf diese ersten tastenden Schritte des Mitgehens mit Jesus eine erstaunliche Kettenreaktion: Offenbar tief beeindruckt von der Begegnung mit Jesus lässt Andreas nicht locker, bis sein Bruder Simon bereit ist, mitzukommen und ebenfalls Jesus kennen zu lernen. Ähnlich verhält sich tags darauf Philippus, der seinem Freund Nathanael begeistert von Jesus erzählt. Doch der bleibt zunächst skeptisch: Was kann aus Nazareth Gutes kommen? (Vers 47). Philippus kann darauf nichts mehr antworten; es fehlen ihm die theologischen Argumente, um seinen Freund von Jesus überzeugen zu können. Doch er tut das einzig Richtige: Er lädt seinen Freund ein, sich in der persönlichen Begegnung ein eigenes Bild von Jesus zu machen. Und Nathanael kommt mit.
In der Begegnung mit Jesus wird der Skeptiker Nathanael überzeugt, als ihm deutlich wird, dass er längst von Jesus erkannt und durchschaut war, bevor er überhaupt seinen Namen gehört hatte. Wo aber Zweifel und Skepsis ihre Berechtigung verloren haben, wird der Weg frei zu ehrlicher Anbetung (Vers 49).
Text aus: Klaus Jürgen Diehl, In 99 Tagen durch die Bibel, © Brunnen-Verlag
Mit freundlicher Genehmigung des Verfassers. Gemälde Kristina Dittert © 2011