Datenschutzeinstellungen
Die Seligpreisungen
Matthäus 5, 1-12
Schon die ersten Sätze der Bergpredigt lassen uns aufhorchen: Jesus spricht Menschen die Seligkeit zu, die man sonst eher übersieht oder beiseite schiebt: die kleinen Leute, die gesellschaftlich Benachteiligten und Zukurzgekommenen, die Traurigen und Leidenden, aber auch die, die ihre Sehnsucht nach einer gerechten und friedlichen Welt noch nicht begraben haben und die klar und eindeutig ihr kleines Leben leben. Wer von uns gehört schon zu dieser Gruppe von Menschen; ja, wer von uns möchte überhaupt zu ihnen gehören?
Und nun geschieht das Unerhörte, allen Erwartungen und Einschätzungen Zuwiderlaufende: Allen diesen Ohnmächtigen und Unbedeutenden, den als ewig gestrig Verschrienen und nicht in diese Welt Passenden spricht Jesus es zu: Ihr seid zu beglückwünschen! Ihr werdet es gut haben, denn euch gehört das Himmelreich (= Reich Gottes)! Euch wird Gott trösten! Euch wird er das verheißene Land geben! Euch wird er satt machen!
Um diese unerhörten Zusagen nicht sogleich misszuverstehen: Jesus verklärt damit weder Armut und Leid von Menschen, noch vertröstet er die Menschen mit seinen Seligpreisungen auf einen fernen St. Nimmerleinstag.
In seinem ganzen Reden und Tun ist Jesus immer wieder gegen Armut und Leid, Krankheit und Not von Menschen beherzt angegangen und hat es keineswegs passiv-ergeben als unausweichlich hingenommen. Aber er hat eben auch sehr realistisch gesehen, dass es damit noch nicht aus der Welt geschaffen ist. Seine Seligpreisungen sind eschatologisch, d.h. auf die von Gott verheißene Zukunft hin zu verstehen. Und doch haben seine Worte große Bedeutung schon für die Gegenwart. Denn in Jesus ist Gott schon in seiner Liebe und Barmherzigkeit da: Schon in der Gegenwart verändert sich das Leben der Armen, der Traurigen und Sanftmütigen. Denn Jesus ruft sie zu sich und lädt sie an seinen Tisch. Das ist freilich noch nicht das große himmlische Festmahl, zu dem sie eingeladen sind. Aber sie dürfen jetzt schon Gast sein bei dem Jesus, der selbst so arm ist wie sie; selbst ein Leidender - und selbst sanftmütig und demütig. Und weil sie jetzt schon an der Seite Jesu stehen, wird ihnen einmal die großartige Zukunft Gottes in seiner ganzen Fülle gehören.
Text aus: Klaus Jürgen Diehl, In 99 Tagen durch die Bibel, © Brunnen-Verlag
Mit freundlicher Genehmigung des Verfassers. Gemälde Kristina Dittert © 2011