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Glauben ist wie Schwimmen lernen
Mike will endlich schwimmen lernen. Es ist ihm schon lange peinlich, denn er ist bereits 15 Jahre alt und kann immer noch nicht schwimmen. Dauernd hat er sich durchgeschwindelt, wenn im Sport Schwimmen dran war und wenn seine Freunde ihn ins Schwimmbad mitnehmen sollten. So geht er nun in eine Buchhandlung und kauft sich – es ist ihm echt peinlich - ein kleines Büchlein über das Schwimmen, sozusagen ein Lehrbuch für Schwimmanfänger. In diesem Buch gibt es auch schöne Bilder, Grafiken über die Haltungen beim Brustschwimmen und Kraulen und Rückenschwimmen, sogar ein Bild über den Butterflystil findet sich. Butterfly macht ihm Sorgen, aber so gut muss er es ja auch nicht können. Es gibt auch Fotos von attraktiven jungen Mädchen in seinem Lehrbuch, die gefallen ihm besonders. Knackige Girls, sagt er.
Mike liest eine Woche lang abends im Bett in diesem Buch, er studiert es sozusagen. Niemand darf es merken, auch die Mutter nicht. Manchmal wirft er sogar die Bettdecke auf den Boden und übt auf dem Bauch liegend das Brustschwimmen und auf dem etwas steifen Rücken das Rückenschwimmen. Butterfly geht im Bett nicht, das merkt er schnell. Nun aber ist es so weit. Er geht ins städtische Schwimmbad, zieht sich seine Badehose an und steht am Beckenrand. Aber er wagt es immer noch nicht. Dabei weiß er doch alles über das Schwimmen. Jedenfalls in der Papierform. Er könnte einen guten Aufsatz über Schwimmen schreiben. Er tut ganz cool, doch innerlich ist er nicht gut drauf. Alle im Becken können schwimmen, nur er nicht. Ach, da kommt die Jessika vorbei, sie ist schon lange sein heimlicher Schwarm. Er blinzelt ihr zu, da stößt ihm die Jessika ihren Zeigefinger ganz sanft in den Rücken und er stürzt kopfüber ins Wasser.
Nun muss er schwimmen, es geht nicht anders, denn er will doch nicht öffentlich ertrinken. Zuerst gurgelt er noch kräftig mit dem gut gechlorten Badewasser, würgt alles wieder raus, sein ganzer Körper zuckt und bebt, er erlebt schreckliche Sekunden. Doch plötzlich merkt Mike, dass er es kann. Er schwimmt die ersten Züge, es wird immer besser und besser, es sieht noch ein bisschen nach Frosch aus, aber er schafft es und erlebt eine Art Rausch der Freude: „Ich kann schwimmen.“ So ist es mit dem Glauben. Glauben lerne ich nur durch glauben, lerne ich nur im Element des Glaubens. Ich lese das Evangelium, ich lasse mich von der Liebe Gottes infizieren, ich sage tief in meinem Herzen ein voll überlegtes Ja zu Jesus Christus. „Mein Herr“, sage ich ab nun zu ihm. Ich mache mit in dem „Haus“, das sich Gemeinde nennt. Da treffe ich Freundinnen und Freunde, die auch in der Spur des Glaubens sind. Wie gesagt, glauben lernt man nur durch glauben - so wie man Schwimmen nur durch schwimmen lernt. Alles andere bleibt Theorie. Vielleicht ist dieses kleine Aufsätzchen wie der Finger der Jessika bei Mike? Kann doch sein.
Johannes Hansen