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Das erste Christusbild - eine Karikatur
Die Christenheit hat uralte und moderne Erfahrungen mit der Verhöhnung ihres „Herrn und Heilandes Jesus Christus“. Wer Zeitungen liest, weiß es. Die erste Christusdarstellung der Geschichte ist ein Spottbild. Forscher fanden 1857 auf dem Hügel Palatin in Rom die Ruinenmauern einer Ausbildungsstätte für Pagen, die am römischen Hof dienen sollten und dort in ihren Beruf eingeführt wurden. An der Wand eines Raumes entdeckte man ein Graffito, auf dem ein Jesus mit einem Eselskopf am Kreuz hängt. Davor steht ein junger Mann mit einer zum Gebet erhobenen Hand. In griechischer Schrift steht neben dem Bild „Alexamenos betet (seinen) Gott an.“ Der junge Student war offensichtlich ein Christ, der seinen Glauben an den Gott, der sich am Kreuz als Retter für alle Menschen bekannt gemacht hat, nicht verschwieg. Alle Achtung.
Eine Karikatur gehört zu den Gründungsurkunden der Christenheit. Eine seltsame „Religion“ , die sich so der Welt präsentiert. Eigentlich das Gegenteil einer Religion. Darum rede ich auch lieber von der Christenheit als der weltweiten Versammlung der an Christus Glaubenden in allen Kirchen und Glaubensbewegungen. Der Protest gegen das Kreuz kam nicht aus der Christenheit – es sei denn aus eher philosophischen Sondergruppen zu Beginn der Kirchengeschichte - er kam vor allem von außen. Es hätte einen 2000 Jahre dauernden Schrei und Krieg gegen die Verhöhnung des christlichen Glaubens geben müssen. Wenn wir Christen nicht darüber glücklich wären, dass Gott so tief herabgekommen ist in unsere kaputte Welt und in unser durch Schuld und Angst verunstaltetes Leben, um uns in die Freiheit des Glaubens zu führen.
Der Apostel Paulus war der stärkste Kreuzestheologe der Urchristenheit. Er schrieb an die Christengemeinde in Korinth:
„Wir predigen den gekreuzigten Christus, den Juden ein Skandal (Ärgernis) und den Griechen eine Torheit; denen aber, die berufen sind, Juden und Griechen, predigen wir Christus als Gottes Kraft und Gottes Weisheit.“
Die Botschaft vom Kreuz Christi ist die heiße Mitte der Freudenbotschaft von der Liebe Gottes. Nicht, weil er der Auferstandene ist, das gewiss auch, doch durch seinen Tod hat Gott uns mit sich versöhnt. Genau lesen: Gott hat unsere Beziehung zu sich selbst in eigener Initiative in Ordnung gebracht. Was wir nicht können, hat er für uns getan. Er hat alles Trennende auf Christus gelegt. Das heißt bei Paulus und anderswo in der Bibel „Versöhnung“. Durch den Glauben an Jesus, den Christus, kommen Menschen in eine total neue Beziehung zu Gott. Und das geschieht durch das im Grunde total „unreligiöse“ Sterben Jesu am Kreuz. Ich kann gut verstehen, dass antike Menschen diese „Religion“ für total verrückt hielten. Die Christenheit ist diese „Religion“, die Botschaft von dem Gott, der anders ist als alle Vorstellungen und Bilder der Religionen. Eben die Antwort auf die Fragen und Sehnsüchte und Urnöte der Religiösen und der Religionen. Auch der A-theisten, sie sind auch religiös. "Was mir an den Atheisten nicht gefällt? Sie reden immer von Gott." (Heinrich Böll)
„Gott ist verrückt vor Liebe.“
Ernesto Cardenal in: Das Buch von der Liebe.
Johannes Hansen