Wenn Gott
dir antwortet …

Ein sehr ungewöhnliches „Vaterunser“

Das „Vaterunser“ ist das weltweit bekannteste christliche Gebet, das sicher auch am meisten gesprochen wird. Es geht auf Jesus selbst zurück, der seinen Begleitern zeigen wollte, wie man beten kann. Aber was wäre, wenn Gott sich hörbar in dieses Gebet einmischen würde, wenn du es sprichst?

„Vater unser, der du bist im Himmel ...“

„Ja?“

„Unterbricht mich nicht, ich bete.“

„Aber du hast mich doch angesprochen!“

„Ich dich angesprochen? Äh ... nein, eigentlich nicht. Das beten wir eben so: Vater unser, der du bist im Himmel.“

„Da, schon wieder! Du rufst mich an, um ein Gespräch zu beginnen, oder? Also, worum geht’s?“

„Geheiligt werde dein Name ...“

„Meinst du das ernst?“

„Was soll ich ernst meinen?“

„Ob du meinen Namen wirklich heiligen willst. Was bedeutet denn das?“

„Es bedeutet ... Es bedeutet ... Meine Güte, ich weiß nicht, was es bedeutet! Woher soll ich das wissen?“

„Es heißt, dass du mich ehren willst, dass ich dir einzigartig wichtig bin, dass dir mein Name wertvoll ist.“

„Aha. Hm. Ja, das verstehe ich. Dein Reich komme, dein Wille geschehe wie im Himmel also auch auf Erden ...“

„Willst du das wirklich?“

„Dass dein Wille geschieht? Natürlich! Ich gehe regelmäßig zum Gottesdienst und spende für Kinder in der Dritten Welt.“

„Ich will mehr: Dass dein Leben in Ordnung kommt, dass du von anderen her und für andere denken lernst. Dass allen Menschen geholfen wird und sie die Wahrheit erkennen, auch deine Freunde und Freundinnen. Ich will, dass Kranke geheilt, Hungernde ernährt, Trauernde getröstet und Gefangene befreit werden. Denn alles, was du diesen Leuten tust, tust du dann für mich.“

„Warum hältst du das ausgerechnet mir vor? Was meinst du, wie viele stinkreiche Heuchler in den Kirchen sitzen? Schau die doch an!“

„Entschuldige! Ich dachte, du betest wirklich darum, dass mein Reich kommt und mein Wille geschieht. Das fängt nämlich bei der Person an, die darum bittet.“

„Das leuchtet mir ein. Kann ich jetzt mal weiterbeten? – Unser tägliches Brot gib uns heute ...“

„Deine Bitte beinhaltet die Verpflichtung, etwas dafür zu tun, dass auch die Hungernden dieser Welt ihr tägliches Brot bekommen.“

„Und vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unseren Schuldigern ...“

„Und Heinz?“

"Heinz? Jetzt fang auch noch von dem an! Du weißt doch, dass er mich öffentlich blamiert hat, dass er mir jedes Mal dermaßen arrogant gegenübertritt, dass ich schon wütend bin, bevor er seine herablassenden Bemerkungen äußert. Und das weiß er auch! Er nimmt mich nicht ernst, dieser Typ hat ...“

„Ich weiß, ich weiß. Und dein Gebet?“

„Ich meinte es nicht so.“

„Du bist wenigstens ehrlich. Macht dir das eigentlich Spaß, mit so viel Bitterkeit und Abneigung im Bauch herumzulaufen?“

„Es macht mich ganz krank!“

„Ich will dich heilen. Vergib ihm doch. Sicher verlierst du ein Stück Ansehen. Aber es wird dir Frieden ins Herz bringen.“

„Hm. Ich weiß nicht, ob ich mich dazu überwinden kann.“

„Ich helfe dir dabei.“

„Und führe uns nicht in Versuchung, sondern erlöse uns von dem Bösen ...“

„Nichts lieber als das! Meide bitte Personen oder Situationen, durch die du versucht wirst.“

„Wie meinst du das?“

„Du kennst doch deine schwachen Punkte. Oberflächlichkeit, Trägheit, rücksichtsloses Verhalten, Stolz, Neid. Gib der Versuchung keine Chance!“

„Ich glaube, dies ist das schwierigste Vaterunser, das ich je gebetet habe. Aber es hat zum ersten Mal etwas mit meinem alltäglichen Leben zu tun.“

„Schön! Wir kommen vorwärts. Bete ruhig zu Ende.“

„Denn dein ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit in Ewigkeit.“

„Weißt du, was ich herrlich finde? Wenn Menschen wie du anfangen, mich ernst zu nehmen, echt zu beten, mir nachzufolgen und dann das tun, was mein Wille ist; wenn sie merken, dass ihr Wirken für das Kommen meines Reiches sie letztlich selbst glücklich macht.“

„Amen.“

(Quelle unbekannt)